Im Januar 2022 habe ich das offene Mikro der Montagsdemo Greifswald genutzt um folgende Rede vor rund 500 Menschen zu halten. Zwei Monate später wird im Bundestag über die Corona-Impfpflicht abgestimmt werden, die gesellschaftliche Stimmung ist geladen.

Liebe Freunde!

Die Lautesten unter den Menschen, die sich selbst als "links" bezeichnen, haben in den letzten Monaten ihre bislang staatskritische und antiauthoritäre Haltung abgelegt. Stattdessen habe ich sie die Drohung "Wir impfen euch alle" rufen hören. Das Bündnis "Freie Linke" gehört nicht dazu, sondern kritisiert seit einem Jahr die willkürlichen, unverhältnismäßigen und menschenverachtenden Zwangsmaßnahmen des Staates. Seit Beginn der Krise hat die Politik der Herrschenden gerade den Klassen unserer Gesellschaft geschadet, die schon zuvor ausgebeutet und unterdrückt wurden.

Ich sehe folgendes Verhalten unserer Regierung:

  1. Es gab korrupte Maskendeals.
  2. Es gab Absprachen und geschwärzte Verträge mit Pharmakonzernen.
  3. Sie hat zugelassen, dass während der Krise 10.000 Intensivbetten abgebaut wurden, anstatt für bessere Löhne beim Pflegepersonal zu sorgen. Daraus schließe ich: Die Regierung tut nur so, als ob sie möglichst gesunde Menschen zum Ziel hätte. In Wirklichkeit dient sie dem Kapital. Die Krankenhäuser in Deutschland sind zuallererst überlastet, weil sie kaputtgespart wurden. Gesundheit gehört nicht durch den Markt gesteuert. Wir fordern: Kein Profit mit unseren Körpern!

Ich bin traurig über die Kollateralschäden, die durch die Zwangsmaßnahmen entstanden sind:

  1. Der Maskenzwang in den Schulen erschwert Empathie und menschlichen Kontakt.
  2. Die Anzahl der Suizide bei Kindern hat sich verfünffacht. Ich finde, das ist ein Alarmsignal sondergleichen.
  3. Vorträge, Parties, Festivals und Kulturveranstaltungen wurden abgesagt oder fanden nur unter strengster Kontrolle statt. All die Kulturschaffenden haben de-facto ein Berufsverbot.
  4. So viele Klein- und Mittelbetriebe haben den finanziellen Ruin erlebt, während Großkonzerne wie Amazon, Facebook und Youtube vom Lockdown profitieren! Mich erschüttert, dass die Regierung Schaden und Nutzen der Zwangsmaßnahmen nicht abwägt.

Ich habe Angst vor einem kalten, technokratischen Alltag bestehend aus permanentem Zwang, Ausgrenzung und Eingriffen in die körperliche Unversehrtheit. Ich möchte kein Social-Credit-System wie in China.

Wir wollen in einer Wirtschaft leben, in der nicht die Mächtigsten die anderen ausbeuten. Wir wollen in einer Gesellschaft leben, in der nicht die dominieren, die am lautesten schreien und beschuldigen. Wir wollen keinen Zwang und keine Gewalt, sondern Freiwilligkeit und Gleichberechtigung. Wir sind für die Freiheit und Selbstbestimmung aller Menschen und kein Mensch ist frei, wenn nicht alle Menschen frei sind. Der Slogan "My body my choice" gilt nicht nur für eine bestimmte Gruppe von Menschen oder nur in Bezug auf bestimmte Übergriffe, sondern muss immer und überall für alle Menschen gelten.

Die Gegendemonstranten hatten letzte Woche auf einem Banner stehen "Wer von Freiheit redet, sollte nicht mit Faschisten laufen".

  1. Das ich hier stehe heißt nicht, dass ich einverstanden bin mit allen Ansichten aller Menschen, die hier für das Gleiche demonstrieren wie ich.
  2. Wenn ich menschenverachtendes Verhalten sehe, positioniere ich mich: Ich trage Schilder mit meinen Werten und bei rassistischen Äußerungen erhebe ich Einspruch.
  3. Ich verstehe unter Faschismus unter anderem Schubladendenken und Feindbilder. Das besiegt man nicht, indem man selber diese Methoden anwendet. Überzeugender und menschlicher finde ich den Diskurs.

Die Würde des Menschen ist unantastbar. Das Verhalten des Menschen ist aber sehr wohl antastbar. Ich hasse Karl Lauterbach nicht. Aber ich bin wütend über sein Verhalten. Ich finde es wichtig, zu unterscheiden zwischen einem Menschen und seinem Verhalten. Also nicht Menschen zu bewerten, sondern ihr Verhalten. Ihr Gegendemonstranten bewertet uns als Menschen. Ihr gebt allen Menschen die hier stehen leichtfertig den Stempel "Nazi". Ich wünsche mir, dass ihr stattdessen unser Verhalten bewertet. Kritisiert unsere Äußerungen! Und bitte mit uns, nicht über uns.

Wir Freien Linken wollen Menschenwürde für alle. Deshalb kritisieren wir nicht nur die Corona-Zwangsmaßnahmen sondern auch andere Misstände. Beispielsweise:

  • Die entwürdigende Behandlung der Hartz 4 Beantragenden durch das Jobcenter.
  • Die Missachtung des Rechts auf Asyl durch die Regierung.
  • Die Angriffskriege der NATO Staaten.

Danke